Ich habe es vor kurzem noch gemacht und dabei eine geringfügig abweichende Methode verwendet:
Ziel war, einen
Ficus wiandi über einen Felsen wachsen zu lassen. Der Baum steht also auf einem Felsen und die Wurzeln reichen bis in die Erde in der Schale. Die Wurzeln sind schon recht lang, aber erreichen noch nicht die Gesamthöhe des Felsens.
Zuerst habe ich dafür gesorgt, daß der Felsen auch standfest ist. Mit Schnellmörtel und einigen kleineren Kieseln habe ich die Unterseite des Felsens zu einer stabilen Basis modelliert und erstmal ein paar Tage gut aushärten lassen. Diese Basis wird auch später ständig unterhalb der Erdoberfläche liegen.
Danach habe ich die Stellen, an welchen später die Wurzeln herabwachsen sollen, mit einer etwa 5 mm dicken Schicht Keto bedeckt. Das ist eine japanische Torferde, welche sehr gut klebt. Das Zeug erinnert an eine Mischung aus Pizzateig und Dung - ziemlich eklig, aber es hält prima auf dem Stein.
Nun wird der Wurzelballen des Baumes vorsichtig entwirrt und nahezu vollständig von der Erde entfernt. Das sollte trotz aller Vorsicht zügig geschehen, damit die Wurzeln nicht zu lange trocken sind. Eine Sprühflasche sollte ständig in Griffweite stehen. Reste einer Pfahlwurzel werden mit einer Wurzel~ oder Konkavzange aus dem Wurzelballen geschnitten.
Nun wird der Baum an der vorgesehenen Stelle plaziert und mit etwas Draht um den Wurzelansatz am Stein gesichert. Die Wurzeln werden nun vorsichtig auf die Keto-Schicht verteilt und leicht angedrückt. Eine zweite Ketoschicht wird über die Erste aufgetragen.
Nun wird der Stein mit Haushaltsfolie (Frischhaltefolie) umwickelt. Die Folie reicht oben etwas über den Wurzelansatz, einige Zentimeter Stamm werden mit eingewickelt. Der untere Rand der Folie kommt in etwa dort zu liegen, wo später die Wurzeln in das Erdreich wachsen sollen. Die Folie wird recht fest gewickelt. Sie hat zwei Funktionen:
Zum einen verhindert sie, daß die auf den Felsen aufgetragene Schicht Keto austrocknet - das würde zu einem sofortigen Absterben der Wurzeln führen.
Zum anderen beengt sie den Raum, der dem Wachstumsdrang der Wurzeln gegeben ist und sorgt dafür, daß diese recht eng am Stein abwärts wachsen.
Abschließend wird der Stein mit Baum und Folie in eine relativ tiefe Schale gepflanzt. Auf dem Boden der Schale habe ich mit Hydro-Tonkugeln eine Drainageschicht aufgebracht. Als Erde verwende ich eine Mischung aus drei Teilen gut aufgequollenem Kokohum und einem Teil Lavasplit. Der Baum wird so tief gepflanzt, daß das untere Folienende etwa zwei Zentimeter unter die Erdoberfläche zu liegen kommt.
Etwa 6 bis 8 Wochen wird der Baum nach Bedarf gewässert, dabei gebe ich auch immer etwas Wasser mit einer Pipette oben am Stamm entlang unter die Folie. Nach dieser Zeit wird der Baum auch gedüngt.
Ich werde die Folie frühestens nach 12 Monaten entfernen, in dieser Zeit sollten die Wurzeln ein entsprechendes Längen~ und Dickenwachstum gemacht haben. Um dies zu prüfen, werde ich frühestens nach 6 Monaten vorsichtig direkt am Stein herab an zwei oder drei Stellen etwas Erde abtragen, ich sollte dann sehen, ob und wie sich die Wurzeln im Substrat ausbreiten.
Auch werde ich gelegentlich am Wurzelansatz nachsehen, ob der Draht beginnt, in den Stamm einzuwachsen. Dann muß der Draht um den Stammansatz entfernt werden, einfach an zwei gegenüberliegenden Stellen mit der Drahtzange durchtrennen reicht im allgemeinen aus.
Zu diesem Zeitpunkt sollten die Wurzeln in Verbindung mit der Folie auch ausreichen, den Baum an seinem Platz zu halten.
Nach ein bis zwei Jahren werde ich die Folie entfernen. Die Wurzeln sollten den Felsen fest umklammern und der Baum unlösbar mit dem Stein verbunden sein. Nun kann ich wie bei einem Bonsai ohne Felsen weiter verfahren. Wurzelschnitt, Umtopfen und die weitere Gestaltung der Krone sollten nun kein großes Problem mehr sein.
Die weitere Geschichte dieses Baumes werde ich im Übrigen auf Bonsaigestaltung.de [Link entfernt, weil Linkziel leider nicht mehr verfügbar] dokumentieren. Aber das hat noch etwas Zeit...
Uwe
P.S. Die Wasserflasche dient lediglich als Größenvergleich! Ich möchte niemanden dazu inspirieren, seinen Bonsai mit Mineralwasser zu gießen!