| Hi, also meine Fragen sind mir jetzt schon ziemlich peinlich, weil hier lauter Experten sind aber deshalb seid ihr ja da. Ich hab von meinem Freund einen Bonsai bekommen und hab keine Ahnung was ich da hab. Er hat kleine dunkelgrüne bisschen gezackte Blätter. Hab im Internet mal geschaut und mein Bäumchen sieht aus wie eine ulme, bin mir aber nicht sicher, weil im Internet immer stand man soll die ins kalte stellen aber bei meinem bonsai stand auf der Schachtel, dass man ihn so in ein 16-20 grad warmes Zimmer stellen soll. Außerdem hab ich gelesen dass man die Wurzeln und Blätter schneiden soll aber ich kann da doch nicht einfach was weg schneiden, oder? Will ihn halt auch nicht kaputt machen. Könnt ihr mir helfen? Liebe Grüße Nadine |
| | Hi Nadine
ich versuchs mal:
Dein Freund hat dir einen Baum geschenkt. Sympathischer Typ. Hat er das gemacht, weil du gerne Pflanzen hast oder weil er sie mag? Die Frage könnte wichtig werden. «Bonsai haben» ist ein bisschen wie Haustiere haben. Man sollte schon wissen, was ein Goldfisch frisst und wie ein Karnickel lebt. Man sollte auch einen Bezug zu den Bäumchen haben. Sonst gehts dem Baum schlecht, du fühlst dich dem Freund gegenüber schuldig und alle sind unglücklich.
Die Art: Du bist den richtigen Weg gegangen und hast verglichen. Wenn du ein Bild der Blätter aufschalten kannst, wäre das hilfreich. Oder such dir weitere Vergleichsbilder mit dem Stichwort «Ulmus parvifolia».
Die Sache mit warm und kalt: Ein Baum wills nicht einfach «so» oder «so». Er hat Jahreszeiten, Entwicklungszyklen, er lebt. Dass im Internet steht «ins Kalte stellen», bezieht sich wohl auf den Winter. Da hat eine Ulme am liebsten zwischen 5 und 12 Grad Celsius, aber hell. So überwintert sie. Deine kommt vermutlich aus einem gewächshaus, darum ist sie auch voll belaubt. Da wird ihr ein Zimmer mit 16 bis 20 Grad schon mehr zusagen. Aber denk daran: Am liebsten stehen Ulmen draussen im Freien.
Wurzeln und Blätter schneiden: Etwas detaillierter geht das so: Ist der Raum in der Schale ausgefüllt, sollte man die Wurzeln zurückschneiden. Das macht man alle 2 bis 3 Jahre. Man nimmt den Baum raus, entwirrt die Wurzeln mit einer Gärtnerkralle, schneidet die langen Bärte ab und pflanzt das Ganze wieder ein.
«Obenrum» kann man auf viele Arten schneiden. Erstmal gibts natürlich den «Gestaltungsschnitt». Man haut die Äste ab, die stören. Dann muss man oft rückschneiden. Dazu schnippelt man die langen Triebe, die sich in einem Sommer bilden, auf zwei bis drei Blattpaare zurück. «Blattschnitte» gibts, bei Ulmen sind sie aber nicht sehr sinnvoll. Das macht man eher bei Arten, die grosse Blätter bilden, z.B. Linden oder auch Ficus. Da kann man die Blätter abschneiden, worauf sich neue, deutlich kleinere bilden.
Ich würde jetzt erstmal nicht schneiden. Höchstens mal nachschauen, wie es im Wurzelraum so aussieht: Die ganze Pflanze mit der leicht angetrockneten Erde sorgfältig lockern (leicht rütteln, aber sehr leicht!) und anheben. Wenn du einen kompakten «Wurzelwürfel» siehst, dann wirds Zeit fürs Umtopfen. Bevor du das dann machst, suchst du dir aber bitte eine Pflegeanleitung im Internet oder schaust mal bei amazon, ob eines der vielen Bonsaibücher in dein Budegt passt.
Bis das Buch kommt, solltest du aber giessen nicht vergessen. Am besten mit Regenwasser oder auch mit «destillatgleichem Wasser», wie man es zum Bügeln braucht. Kalk verstopft die Wurzeln und macht Krusten. Da du die Ulme etwas an die Sonne stellen wirst, wird sie je nachdem bis einmal täglich gegossen werden müssen. Fühl einfach oben nach, ob sich die Erde trocken anfühlt und dann gib Wasser, bis es unten rausläuft.
So. Ich hoffe, das gibt dir einen Einblick in das, was so zu tun ist. Ein schlaues Buch ersetzen wird es allerdings nicht, darum noch ein konkreter Tipp: Wolfgang Krawollek «Bonsai für das Zimmer». Zehn Euro, viel Wissen.
Viel Glück mit deinem Bäumchen! Andy |
| | | Hi Andy,
Danke für deine Antwort! Mein Freund hat mir den Bonsai geschenkt, weil ich die Bäumchen einfach wunderschön finde und schon immer einen haben wollte. Also darf man Leitungswasser nicht nehmen? Auch nicht wenn man es vorher abkocht? Ich hab da so ein Pflanzenbesprühding (wie auch immer man das nennt)zu hause und mit dem besprüh ich mein bäumchen morgens und abends, ist das richtig? Liebe Grüße Nadine
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| | | | Hi Nadine
Abgekochtes Wasser ist zwar nicht kalkfrei, aber besser als Leitungswasser, jedenfalls da, wo das wasser «hart» ist. Wasser aus einem Durchlauffilter, wie man ihn für Kaffeewasser verwendet, geht auch ganz gut. Der Wasserspray ist gut, ersetzt aber das Giessen nicht.
Gruss Andy |