Hallo Reinhold,
> Wie erkenne ich einen organischen Dünger?
Eigentlich sollte es auf der Packung stehen. Wie Christoph bereits ausgeführt hat, gibt es unter anderem die japanischen Düngekugeln, darüber hinaus gibt es aber auch flüssige Dünger auf organischer Basis.
> Woraus muss dieser zusammengesetzt sein? Mein bisheriger
> Dünger hat einen hohen Anteil an Stickstoff und
> Spurenelementen.
Der Stickstoff wird hauptsächlich für die grüne Masse benötigt. Ist der Gehalt an Stickstoff zu hoch, besteht die Gefahr, daß der Baum viel zu schnell wächst, die Blätter zu groß werden, der Bonsai insgesamt aber eher schwächlich bleibt, das Holz nicht richtig aushärtet und der Baum recht anfällig gegen Parasiten aller Art wird.
Ein ordentlicher Dünger sollte ausgewogen sein. Hier eine einfache Formel zu geben, fällt mir schwer. Ein flüssiger organischer Dünger wäre zum Beispiel
BioTrissol Bonsai-Dünger von Neudorff. Der Nährstoffgehalt ist 3-1-5. Wie diese Zahl zu lesen ist, habe ich unter
Bonsai-Info.net|Bonsai-Pflege|Bonsai-Düngerbeschrieben. Dort findest Du auch weitere Hinweise zu Dünger im allgemeinen.
Mairol Gold Bonsaidünger besitzt in der Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf. Er wird besonders in Anzuchtbetrieben und für Jungpflanzen verwendet. Eine dreijährige Serissa zähle ich auch mal dazu. Sein Nährstoffgehalt ist 3-7-5.
Es kann übrigens nicht schaden, verschiedene Dünger im Wechsel zu verwenden. Auf diese Weise lassen sich fast alle Mangelerscheinungen ausschließen. Und ganz allgemein bleibt noch zu sagen: Lieber etwas sparsamer düngen als zuviel. Nährstoffmangel hemmt den Bonsai in seiner Entwicklung, Überdüngung kann ihn umbringen!
> Was heißt "hell aber nicht sonnig"?
> Viele Bonsais sollen laut Beschreibung
> "hell aber nicht sonnig" gehalten werden.
Der hellste Platz ist immer die beste Wahl, aber die direkte Mittagssonne vertragen manche Bäume nicht. Einen Outdoor kann man in einen "lichten Schatten" stellen. Also unter einen großen Baum, dessen Krone nicht zu dicht ist. Ein gut gepflegter Obstbaum (durch dessen Äste der Gärtner seinen Hut werfen kann) wäre ein guter Schattenspender, die zwanzig Jahre alte Tanne keineswegs.
Bei einem Indoor ist die Fensterbank der einzige Platz, der hell genug wäre. Steht der Baum nun an einem Südfenster, kann er besonders im Sommer schnell Schaden nehmen. Hier hilft eine eventuell vorhandene Markise, welche per Zeitschaltuhr zwischen 11:00 Uhr und 14:00 Uhr ausgefahren wird und dem Baum Schatten bietet. Alternativ kannst Du aus ein paar Holzleisten einen kleinen Paravent basteln und mit Reispapier (sehr stilecht) oder Luftpolsterfolie bespannen. Stell den Paravent nun so auf, daß er den Baum im besagten Zeitraum vor der direkten Sonneneinstrahlung schützt.
> Was heißt "im nicht beheizten Zimmer überwintern".
> Indoor-Bonsais werden in Wohnungen gehalten, und
> Wohnungen werden im Winter nun mal beheizt.
Naja, kommt ganz darauf an. In Nordjapan gibt es in den ländlichen Gebieten noch heute traditionelle Häuser, deren einzige Wärmequelle ein kleines Feuerbecken im Hauptraum ist. Solltest Du dort einmal im Winter Urlaub machen, zieh Dich besser warm an!
Im allgemeinen werden Wohnungen im Winter beheizt und im allgemeinen wachsen Bäume im Wald. Der Wald aber wird nicht beheizt! Der Begriff Zimmerbonsai ist somit ein wenig irreführend. Es bedeutet lediglich, daß ein längerer Aufenthalt im Zimmer Deinen Bonsai nicht zwangsläufig umbringen wird.
Und im Mittelalter war die Brautmyrte eine beliebte Zimmerpflanze, damals gab's aber auch noch keine Zentralheizung.
> Ich habe im Winter kein nicht-beheiztes Zimmer.
Aber sicher gibt's ein Treppenhaus mit Fenstern? Oder einen ungeheizten Dachboden?
> Bringe ich eine chinesische Ulme,
> die es eher kühl mag, in einem 20-22 Grad
> warmen Zimmer über den Winter?
Das ist nun wirklich nicht kühl. Du meinst sicher
Ulmus parvifolia? Die Ulme wird es zwar überstehen aber mit größter Wahrscheinlichkeit kränkeln und ihrer Widerstandskraft beraubt. Du solltest nach Möglichkeit einen Stellplatz finden, der sehr hell ist aber Temperaturen unter 15°C, besser noch zwischen 5°C und 10°C bietet. Im Zweifelsfall lieber etwas weniger Licht, wenn das die Auswahl der Standorte vergrößert.
Uwe